12 August, 2008

Sommerzeit, Studienzeit

Die Bertelsmannstiftung ließ EMNID kürzlich erfragen, wie die Deutschen zur (Schul)bildung stehen. Auch eine Frage zur Schulstruktur war dabei, und es zeigte sich, dass längeres gemeinsames Lernen immer mehr Zustimmung findet. Weniger als ein Drittel der Befragten - in Ostdeutschland sogar nur jeder Fünfte - hält die jetzige Aufteilung nach Klasse 4 für gut.

Das las man in Bayern aber gar nicht gern und widerlegte es auf der Stelle. Der Pressesprecher des Kultusministeriums hatte die undankbare Aufgabe, der Öffentlichkeit dieses Ergebnis als Bestätigung seines wunderbar gegliederten Schulsystems zu verkaufen. Er löste sie bravourös mit der Behauptung, gerade die Menschen im Osten hielten Schule für ungerecht. Das Schulsystem in den neuen Bundesländern sei aber so gut wie nirgends gegliedert (was nicht stimmt - es gibt einfach eine einzelne Schulform weniger), also sprächen sie sich indirekt für ein gegliedertes Schulsystem aus. Auf so eine Argumentation muss man erst einmal kommen.

Und Josef Kraus, der zwar als Präsident aller deutschen Lehrer auftritt, aber immer mit stramm bayerisch-konservativen Ideen, bezeichnete die Studie als fragwürdig. Sie sei nicht repräsentativ. Repräsentativ sei vielmehr eine Forsa-Studie vom November 2007, die etwas ganz anderes herausgefunden hat: eine Mehrheit fürs Trennen nach Klasse 4. Da Forsa 1013 Menschen fragte und EMNID 1519, müssen nach Kraus offenbar möglichst wenige Menschen gefragt werden, damit Antworten repräsentativ sind. Das erklärt, warum er stets ganz allein alle deutschen Lehrer repräsentiert.