30 April, 2011

Missglücktes Bildungspaket

Familien, die wenig Geld haben, traut der Staat nicht zu, verantwortungsvoll mit diesem Wenigen umzugehen. Bildungszuschüsse für die Kinder gibt es deshalb als Sachleistung. Als Bildungspaket. Der arbeitslose Vater würde andernfalls sicherlich den Zuschuss zur Nachhilfe verrauchen oder versaufen, zumal aus seinem eigenen Hartz-IV-Budget Alkohol und Tabak gestrichen wurden.

Erstaunlich ist, dass Frau von der Leyen den "sozial schwachen" Familien ganz selbstverständlich zutraut, das Bildungspaket zu beantragen. Nun sollen also genau diese desinteressierten, verantwortungslosen Eltern vom Sofa aufstehen und herausfinden, wo es Musikunterricht für 10 Euro im Monat und kostenlose Instrumente gibt, welcher Sportverein die Ausrüstung stellt, weil das Bildungspaket nur für den Vereinsbeitrag gedacht ist, und wie man es anstellt, Nachhilfe für ein Kind bezahlt zu bekommen, das nicht unmittelbar vom Sitzenbleiben bedroht ist.

Völlig absurd wird es, wenn das Schulessen, das bisher gratis war, plötzlich etwas kostet, weil die Kommune dankbar die eigene Förderung durch die staatliche ersetzt. Bei der staatlichen müssen Eltern einen Euro selbst tragen. Da passt es ins Bild, dass der Berliner FDP-Landes- und Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer fordert, die Eltern zu bestrafen, die bisher keinen Antrag auf Zuschüsse aus dem Bildungspaket gestellt haben. Er hat nicht begriffen, dass das Bildungspaket keineswegs allen armen Familien nützt.

Die Frage muss erlaubt sein: Wer ist hier eigentlich sozial schwach?