19 August, 2011

Wege zum Studium

"Das differenzierte Schulsystem stelle damit unter Beweis, dass es eine 'höhere Chancenausschöpfung' biete als eine 'Einheitsschule' oder eine 'Gesamtschule neuer Ausprägung', sagte Kultusminister Ludwig Spaenle in München." Das schreiben die Nürnberger Nachrichten und beziehen sich auf Spaenles jüngste Erfolgsmeldung: 42 Prozent der Studienberechtigungen erwerben seine Landeskinder nicht übers Gymnasium, sondern über berufliche Schulen.

Wenn einer sich verbal dermaßen abstrampelt, muss er es nötig haben. Tatsächlich ist Bayern außer Hessen das einzige Bundesland, welches treu zur Hauptschule steht. Auch wenn die nun Mittelschule heißt: Werden künftig mehr Eltern ihr Kind dorthin schicken, weil auch am Ende dieser Bildungslaufbahn das Studium winkt? Vermutlich nicht. Eltern wollen so lange wie möglich so viel Wahlfreiheit wie möglich. Mit der Studienberechtigung sieht es jedoch so aus:

Im Jahr 2009 wurden in Bayern folgende Abschlüsse gemacht (Quelle Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung):

- fachgebundene Hochschulreife (nur bestimmte Studienfächer): 1.340 an der beruflichen Oberschule (FOS/BOS)
- Fachhochschulreife (Studium nur an der FH): 15.536 an der FOS/BOS
- allgemeine Hochschulreife: 2.224 an der FOS/BOS, 32.805 am Gymnasium

Fairerweise dürften nur die beiden letzten Zahlen miteinander verglichen werden. Wenn man dann noch bedenkt, dass zwischen der 5. und der 8. Klasse fünf Prozent der Gymnasiasten die Schule wechseln (und in den folgenden fünf Jahren mindestens noch einmal so viele, eher mehr; dazu habe ich aber keine Zahlen), kann man zumindest vermuten, dass die mit dem echten Abitur über die FOS/BOS einst als gymnasialgeeignet galten. Vielleicht ist es aber auch ganz anders und das sind die ganz Zähen, die sich über Hauptschule - Wirtschaftsschule - Fachoberschule durchbeißen.