08 Juli, 2007

Morgendämmerung

Für die Überschrift, mit der die Redaktion seinen Artikel schmückt, kann ein Autor nichts. Alex Rühles Artikel liest sich denn auch weniger einseitig als der Titel "Feindbild Lehrer" vermuten lässt. Und wie alle Rühle-Texte liest er sich so gut, dass man vergnügt die eigenen Vorurteile bestätigt sieht, senkt doch angenehm zu Lesendes die Schwelle der Skepsis.

Eltern sind also fürchterlich, und Lehrer auch. Sie können nicht nur nicht miteinander, sie wollen auch nicht. Nur 17 Prozent der Lehrer und gar nur zehn Prozent der Eltern gehören zu den Aufgeschlossenen, die den Kontakt zur anderen Seite von sich aus suchen, zitiert Rühle aus einer Studie von 2004. Lieber Alex Rühle, die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer! Richtig kontaktfreudige Lehrer fand Prof. Dr. Sacher bei seiner Studie überhaupt nicht. Der Not gehorchend bezeichnete er diejenigen Lehrer als aufgeschlossen, die wenigstens gelegentlich den Kontakt zu Eltern suchen. Ihnen entsprechen ca. 74 Prozent der Eltern mit einem ähnlichen Kontaktmuster, von Sacher "Sparsame" genannt, weil bei den Eltern der Titel "Aufgeschlossene" bereits für die zehn Prozent wirklich Kontaktfreudigen vergeben war.

Doch es wird hell am Horizont. Dass Max Schmidt, der Chef des Bayerischen Philologenverbands, von Rühle mit dem Satz "Eltern sind der ungehobene Schatz in unserem Bildungswesen" zitiert wird, stimmt die Leserin froh, stammt der Gedanke vom ungehobenen Schatz doch aus einem Beitrag der damaligen Vorsitzenden des Bayerischen Elternverbands für die Zeitschrift Schulleitung spezial. Wer weiß, mit welcher Skepsis die Philologen gemeinhin gerade den BEV betrachten, erkennt in dieser freundlichen Übernahme die Morgendämmerung einer wunderbaren Freundschaft zwischen Lehrern und Eltern.