05 November, 2009

Der eilige Ludwig

Die Schule muss das Kruzifix von der Klassenzimmerwand nehmen, wenn Eltern das fordern. Diese Nachricht aus Straßburg war kaum über den Ticker, da hatte Kultusminister Ludwig Spaenle schon reagiert: Was die Richter in Straßburg entschieden haben, sei in Bayern ein alter Hut. Dass der bayerische Hut so alt auch wieder nicht ist und ziemlich löchrig obendrein, verriet Spaenle in seiner Pressemitteilung vom 3.11. natürlich nicht. Dort stand vielmehr zu lesen:

"In Bayern werden Kreuze in Klassenzimmern abgehängt, wenn Eltern oder Schüler aus Gründen des Glaubens oder der Weltanschauung dem Kreuz im Klassenzimmer ernsthaft widersprechen. Damit steht die Praxis in Bayern mit den bekanntgewordenen Inhalten des Straßburger Urteils im Einklang."

Dieser Passus findet sich in der Pressemitteilung, die auf der Website des Kultusministeriums veröffentlicht ist, nicht mehr. Ludwig war wohl ein wenig zu eilig, seine CSU hat ihn zurückgepfiffen. Einen Tag später symbolisiert das Kreuz nicht mehr nur den christlichen Glauben, sondern den gesamten abendländischen Wertekanon. Von Übereinstimmung mit der Straßburger Entscheidung ist nicht mehr die Rede.

Und die SPD? Die hält sich auffallend bedeckt. Ihr bildungspolitischer Sprecher, der sonst keine Gelegenheit auslässt, der CSU ans Bein zu pinkeln, schweigt. Auch ihm geht wohl das Kreuz über alles. Jedenfalls das Kreuz, welches der Wähler macht.