11 Februar, 2007

Bayern - aber ehrlich!

Wie schön, dass der bayerische Staat zu einer Wertekampagne ausholt, beschlossen vom Kabinett und ausgetüftelt vom Kultusministerium. Da sollen die Schüler endlich wieder lernen, dass der Mensch höflich, aufrichtig und zuverlässig sein soll. Weil Lernen immer am besten am Vorbild funktioniert, habe ich dem werteschaffenden Ministerium aufs pressesprecherische Maul geschaut.

Stolz verweist das KM auf die neue Kampagne KESS, mit der u.a. Eltern zu besseren Hilfslehrern qualifiziert werden sollen. Die Elternverbände haben am Konzept mitgefeilt. Das behauptet jedenfalls das KM - vielleicht, damit der Widerstand der Lehrerverbände gegen ihre pädagogische Konkurrenz nicht zu heftig ausfällt. Merkwürdig, dass kein Elternverband etwas vom gemeinsamen Feilen weiß.

Im Dezember 2006 beschließt das Kabinett auf Drängen von BEV, BLLV und vbw, mehr Ganztagsschulen einzurichten. Die Schulen können sich bis Anfang Februar 2007 bewerben, wie dem Schreiben des KM an die Bezirksregierungen zu entnehmen ist. Als die Landtags-SPD moniert, dass diese Frist viel zu kurz sei, merkt das KM, dass es sich terminlich vergaloppiert hat und verschiebt die Deadline auf Anfang April. Die Pressemitteilung dazu hat wohl weniger die SPD ins Grübeln gebracht, die aus politischen Diskursen Einiges gewöhnt ist. Wohl aber Eltern, deren Kinder in bayerischen Schulen zur Aufrichtigkeit erzogen werden sollen.

Nun liest man, dass im KM die Elternrechte überarbeitet wurden, mit Unterstützung von Elternvertretern. Zumindest der BEV - immerhin größter bayerischer Elternverband - weiß von dieser Arbeitsgruppe nichts. Wir dürfen gespannt sein, wie Schneiders Sprecher das erläutern wird, wertetechnisch gesehen.