02 November, 2005

PISA 2003 E

Das Papier ist noch nicht einmal offiziell daußen, und schon zeigt sich: Diesmal ist keiner so richtig zufrieden. Noch im Sommer, als die Kürzestfassung der PISA-Ergänzungsstudie auf den Markt kam, strahlte der bayerische Kultusminister Schneider und sah seine Schulpolitik aufs Trefflichste bestätigt. Auch jetzt hegt er nicht den geringsten Zweifel an der Studie, selbst wenn ihm der ausgestreckte Finger, mit dem die Welt oder wenigstens die GEW auf Bayern und sein ungerechtes Bildungssystem zeigt, weniger gut gefallen dürfte. Er ist klug genug, die Kastanien vom Philologenverband aus dem Feuer holen zu lassen.

Dieser erklärt ausführlich, warum die PISA-Studie missinterpretiert, wer von eklatanter Chancenungleichheit gerade in Bayern spricht. Kurz gefasst: Es ist völlig in Ordnung, wenn die Kinder aus bildungsfernen Familien in der Hauptschule sind, denn dort lernen sie immer noch mehr als in anderen Bundesländern die Realschüler. Nur dass sie auch mit einem guten Hauptschulabschluss kaum Aussicht auf eine Lehrstelle haben, doch das verschweigt Philologenchef Meidinger schamhaft. Wer wollte es den Eltern da verübeln, dass sie alles versuchen, ihr Kind aufs Gymnasium zu bringen? Einfach ist das in Bayern nicht, wie zwei Beiträge in der taz vom 2. November zeigen: Mütter als Hauslehrerinnen und Erfolg in Bayern.

Wie gut, dass wenigstens die Lehrer den Verzagten Mut machen. Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands Josef Kraus sagte der Zeitung Die Welt: "Es gibt in Deutschland keine sozialen Barrieren am Gymnasium. Wer das entsprechende Leistungsvermögen und die entsprechende Lernbereitschaft mitbringt, kann das Abitur machen, egal aus welcher Familie er kommt. Man muß es eben nur wollen."

Das hat auch schon manchen Arbeitslosen nach der 75. Absage getröstet: Wer wirklich will, findet einen Job - er muss es eben nur wollen.