Zählen genügt nicht
Eine neue Studie beweist wieder einmal, was solche Bildungs-
studien in Deutschland schon immer bewiesen haben: Für die Leistung der Schüler ist es völlig egal, wie groß die Klasse ist. In Baden-Württemberg hat man zwar kürzlich entdeckt, dass Schüler in großen Klassen sogar einen Tick besser sind, aber die Autoren kriegten dann doch noch die interpretatorische Kurve. Sonst hätten sie Frau Schavan womöglich größere Klassen empfehlen müssen. Die jüngste Studie aus den USA, die Schülern aus kleinen Klassen eine erfolgreichere Karriere attestiert, lässt sich nicht vergleichen, denn Klassen von 13 bis 17 Schülern wurden bei uns nie untersucht. (Nachtrag am 2.10.05: Eine neue Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung beweist, dass deutsche 13- und 14-Jährige auch dann in Mathe nicht besser sind, wenn sie in sehr kleinen Klassen sitzen.)
Grit Arnhold von der Uni Essen, deren Studie die ZEIT präsentiert, hat festgestellt: In kleinen Klassen wird nicht anders unterrichtet als in großen. Die Lehrer nutzen die Chance nicht, die eine kleine Klasse bietet. Trotzdem plädieren sie immer wieder für kleinere Klassen. Warum? Dass Lehrer in kleinen Klassen zufriede-
ner sind, leuchtet ein, schon weil sie viel weniger zu korrigieren haben. Dass sie sich um problematische Kinder nicht richtig kümmern können, wenn sie zu viele Schüler haben, leuchtet ebenfalls ein. In den bisherigen Untersuchungen hat das keine Rolle gespielt, weil es mit der individuellen Förderung offenbar ohnehin nicht allzu weit her ist. Wer nur die Schüler und die Mathe-Einser zählt, erfasst möglicherweise doch nicht alles, was für den Unterricht wichtig wäre.
Für die Verfechter kleiner Klassen gilt dasselbe: Zählen allein genügt nicht. Sie betonen stets, in einer 30er-Klasse habe der Lehrer für jeden Schüler nur eineinhalb Minuten Zeit. Ja und? Bei 20 Schülern wären es 2,25 Minuten - sollten diese zusätzlichen 45 Sekunden wirklich den Ausschlag geben? Vielleicht taugt ja "Zeit pro Schüler" einfach nicht als Kriterium für guten oder schlechten Unterricht. Was allerdings unwiderlegbar für kleinere Klassen spricht: In die bayerischen 25er-Klassenräume passen 30 langbeinige 15-Jährige einfach nicht hinein, ohne ihre Gliedmaßen zu verknoten. Das erkennt man ohne Studie.
studien in Deutschland schon immer bewiesen haben: Für die Leistung der Schüler ist es völlig egal, wie groß die Klasse ist. In Baden-Württemberg hat man zwar kürzlich entdeckt, dass Schüler in großen Klassen sogar einen Tick besser sind, aber die Autoren kriegten dann doch noch die interpretatorische Kurve. Sonst hätten sie Frau Schavan womöglich größere Klassen empfehlen müssen. Die jüngste Studie aus den USA, die Schülern aus kleinen Klassen eine erfolgreichere Karriere attestiert, lässt sich nicht vergleichen, denn Klassen von 13 bis 17 Schülern wurden bei uns nie untersucht. (Nachtrag am 2.10.05: Eine neue Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung beweist, dass deutsche 13- und 14-Jährige auch dann in Mathe nicht besser sind, wenn sie in sehr kleinen Klassen sitzen.)
Grit Arnhold von der Uni Essen, deren Studie die ZEIT präsentiert, hat festgestellt: In kleinen Klassen wird nicht anders unterrichtet als in großen. Die Lehrer nutzen die Chance nicht, die eine kleine Klasse bietet. Trotzdem plädieren sie immer wieder für kleinere Klassen. Warum? Dass Lehrer in kleinen Klassen zufriede-
ner sind, leuchtet ein, schon weil sie viel weniger zu korrigieren haben. Dass sie sich um problematische Kinder nicht richtig kümmern können, wenn sie zu viele Schüler haben, leuchtet ebenfalls ein. In den bisherigen Untersuchungen hat das keine Rolle gespielt, weil es mit der individuellen Förderung offenbar ohnehin nicht allzu weit her ist. Wer nur die Schüler und die Mathe-Einser zählt, erfasst möglicherweise doch nicht alles, was für den Unterricht wichtig wäre.
Für die Verfechter kleiner Klassen gilt dasselbe: Zählen allein genügt nicht. Sie betonen stets, in einer 30er-Klasse habe der Lehrer für jeden Schüler nur eineinhalb Minuten Zeit. Ja und? Bei 20 Schülern wären es 2,25 Minuten - sollten diese zusätzlichen 45 Sekunden wirklich den Ausschlag geben? Vielleicht taugt ja "Zeit pro Schüler" einfach nicht als Kriterium für guten oder schlechten Unterricht. Was allerdings unwiderlegbar für kleinere Klassen spricht: In die bayerischen 25er-Klassenräume passen 30 langbeinige 15-Jährige einfach nicht hinein, ohne ihre Gliedmaßen zu verknoten. Das erkennt man ohne Studie.
1 Comments:
Hallo Frau Walther,
bin auf Abwege geraten und am Rande der Bildung gelandet. Mit Vergnügen habe ich in Ihren Blog-Einträgen gelesen. Schade, dass Sie nicht als Staatssekretärin oder so ...
Das/der? Blog ist jedenfalls eine Super-Idee!
Herzliche Grüße
Irmgard Herzog-Deutscher
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