26 Juni, 2007

Verlockender Übertritt

Wie gut, dass es die Dortmunder Schulentwicklungsforscher gibt. In ihrer jüngsten Studie haben sie herausgefunden, dass die meisten Viertklässler sich auf den Wechsel in die nächste Schule freuen. Für den Vorsitzenden des bayerischen Philologenverbands ist das ein erneuter Beweis für die Überlegenheit des rabiat vertikal gegliederten Schulsystems in Bayern. Der Übertritt bewirke eben doch nicht den von Grundschuleltern und -lehrern immer wieder beschworenen Selektionsdruck. Die Grundschulkinder gehen nach Schmidt vielmehr mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen ins G8, wahlweise auch in die R6 oder die Hauptschule - dorthin eben, wo sie nach dem Gesetz der Natur und der bayerischen Staatsregierung hingehören.

Dumm nur, dass die Dortmunder ihre Studie an Dortmunder Viertklässlern durchgeführt haben. Zu einer Zeit, als die Eltern in NRW die Schule für ihr Kind noch völlig frei vom Notendurchschnitt oder irgendwelchen Zulassungsprüfungen wählen konnten. Aber das muss man als aufrechter Kämpfer für die Eliteschulart ja nicht unbedingt weitersagen.

10 Juni, 2007

Liberalitas bavariae

Eigentlich schon im Gehen, und doch Tag und Nacht um das Wohlergehen seiner Landeskinder bemüht. So ist er, unser Ministerpräsident. Vor allem die Werteerziehung liegt Edmund Stoiber am Herzen. Deshalb rief er vor einigen Monaten eine Wertekampagne ins Leben, mit der sich das Kultusministerium nun nolens volens an den Schulen abmüht. Gerade hat er eine Karikatur des Kinderbuchautors Janosch ins Visier genommen - ein solcher Ketzer müsse aus den Kinderzimmern verbannt werden.

Liberalitas bavariae. Meinungsfreiheit, ein bayerisches Markenzeichen.

So können Schüler beispielsweise ganz selbstverständlich zwischen Religion und Ethik wählen, auch wenn Bayern katholisch ist (und auch wenn Volksschüler nicht wählen sollen). Dass sie dann vielleicht einen Ethiklehrer haben, der von einem katholischen Theologen in Ethik geschult wurde - na und? Kleinlich sind wir hierzulande noch nie gewesen.

03 Juni, 2007

Halt die Luft an!

Dr. Wolfgang Meinig, Professor für Betriebswirtschaftslehre der Automobilwirtschaft an der Uni Bamberg, kürzlich in einem Interview mit Bayern 2 Radio auf die Frage, ob Autos weniger klimaschädlich werden müssten: Das eigentliche Umweltschwein sei der Mensch. Während der gesamte weltweite Verkehr jedes Jahr nur 2,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid produziere, atme der Mensch 24,5 Milliarden Tonnen aus.

Was also tun? Gerade erst hat der bayerische Kultusminister Schneider für seine Grundschulen die Kampagne "Voll in Form" ins Leben gerufen, um alle Kinder so richtig fit zu machen. Nun könnte er mit einer Umweltkampagne "Halt die Luft an!" noch eins draufsetzen. Wenn nämlich alle 1.881.234 bayerischen Schüler und alle 106.075 bayerischen Lehrer (Zahlen von 2005/2006) statt durchschnittlich 16-mal nur noch achtmal pro Minute ein- und ausatmen, sparen sie die Hälfte ihres CO2-Ausstoßes ein. Das sind zig-tausend Tonnen! Allein in Bayern! Halbtags!

So könnte die bayerische Schule auf einen Schlag das Weltklima retten.