25 Juli, 2006

Nicht ganz dicht

Das bayerische Schulsystem ist durchlässig. Wie durchlässig es ist, beschreibt Dr. Franz Knoll, der Leiter der Staatlichen Schulberatungsstelle für Oberbayern-Ost, in seinem Beitrag Kein Abschluss ohne Anschluss.
Nur Ignoranten werfen Bayern starres Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem vor. Ab der 7. Klasse "entfaltet sich die breite Differenziertheit des gegliederten bayerischen Schulsystems voll", wie Knoll unübertroffen formuliert, d.h. bei näherer Betrachtung ist es dann ungefähr 20-gliedrig. Gar nicht mehr lange, und jeder Schüler hat seine eigene Schulart. Schulartgerechte Schülerhaltung würde nun für jeden ein eigenes Schulhaus erfordern, aber wer soll das bezahlen? Es wird also auf mehrere Schularten in einem einzigen Gebäude hinauslaufen.
Das ist Bayerns heimlicher Weg zur Gesamtschule.

15 Juli, 2006

Schule 1806

Bayern feiert, denn vor 200 Jahren wurde es ein Königreich. Nun versucht jeder herauszufinden, was in seiner Sparte im Jahr 1806 geschah. Weil auch das Kultusministerium 200-Jähriges feiern möchte und als Marketingprofi gleich das Schulfest im Ichenhausener Schulmuseum ins Leben rief, musste ein ehemaliger Professor die bayerische Schulgeschichte schreiben, beginnend mit dem markanten Datum 1806. Nur: 1806 gab es gar nichts Markantes, und der Ärmste tat sich entsprechend schwer.

Ab 1801 durften bayerische Juden und Protestanten eigene Schulen gründen - eine Revolution in dem stockkatholischen Land. Am 6. Oktober 1802 übertrug Kurfürst Max Joseph, der 1806 der erste bayerische König werden sollte, die Schulaufsicht von der Kirche auf den Staat und verfügte im Dezember desselben Jahres eine allgemeine Schulpflicht, jedenfalls fürs gemeine Volk. Auch Mädchen mussten - und durften - von da an in die Schule gehen. 1803 führte Max Joseph mit der Sonntagsschule einen Vorläufer der Berufsschule ein. 1804 gab es den ersten „Lehrplan für die Königlichen Elementarschulen in Städten sowohl als auf dem Land“ und das erste staatliche Institut für Taubstumme, also die erste Förderschule. Aber 1806? Nichts, rein gar nichts.

Doch halt: Der suchende Professor entdeckte tatsächlich etwas, und die Erleichterung ist seinen Zeilen anzumerken: "Genau im Jahre 1806 hat Joseph Wismayr ... gemahnt, die Schule solle für die Kinder eine 'Freudenschule' sein, und man solle den Kindern die Freude auch nicht durch schlechte Methoden nehmen." Na bravo! Ein Aufruf zur Kuschelpädagogik, ausgerechnet in Bayern. Wenn das König Edmund wüsste ...