30 Mai, 2009

Letztwirksam

Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle verkündet wieder einmal, dass Eltern in Bayern über die Schullaufbahn ihrer Kinder selbst bestimmen dürfen. Letztwirksam, so sagt er, sei bald das Wort der Eltern. Die Zeitungen drucken das, ohne zu fragen, was er damit meint.

Was Spaenle will, ist klar: Wählerstimmen. Aber entweder weiß er nicht, was seine Verwaltung formuliert hat, oder er täuscht die Öffentlichkeit bewusst. Eltern dürfen weiterhin nicht frei entscheiden, ob ihr Kind die Hauptschule besucht oder das Gymnasium. Die angebliche Wahlfreiheit besteht darin, das Kind aufs Gymnasium schicken zu dürfen, wenn es im Probeunterricht in Deutsch und Mathe eine Vier hat; bisher musste es in einem der beiden Fächer eine Drei sein. Bei schlechteren Noten ist die Wahlfreiheit aber wieder dahin.

Die Allerletzten, die dann irgend etwas bewirken können, sind die Eltern. So haben die sich ihre „Letztwirksamkeit“ sicherlich nicht vorgestellt.

24 Mai, 2009

Volle Breitseite

Immer mehr bayerische Eltern melden ihr Kind auf dem Gymnasium an. Für Kultusminister Spaenle beweist das zweierlei: Erstens ist das achtjährige Gymnasium doch nicht so schrecklich, wie der politische Gegner immer behauptet. Und zweitens ist das gegliederte bayerische Schulwesen das beste von allen, wie man in einer Pressemitteilung nachlesen kann.

Hätte Spaenle einen Blick in den jährlichen Bildungsbericht des statistischen Landesamts geworfen, wüsste er, dass die Quote der Übertritte ans Gymnasium seit Jahren steigt, völlig unabhängig davon, ob das Kultusministerium gerade wieder einmal irgendwelche Neuerungen einführt oder nicht. Wenn der Notendurchschnitt nicht reicht, bleibt der Probeunterricht. Ganz freiwillig schickt kaum jemand sein Kind auf die Hauptschule.

„Vielfältige Angebote des differenzierten Schulwesens werden in der ganzen Breite nachgefragt“, lässt Spaenle verkünden. Mit Verlaub: Das ist zynisch. Jedenfalls dann, wenn man gerade den Probeunterricht nicht bestanden hat.

06 Mai, 2009

Pleite

Das bayerische Kultusministerium ist pleite. Anders ist das Schreiben nicht zu erklären, mit dem es jetzt einen monatelangen Gedankenaustausch über das Bezahlen von Rechnungen beendete. Mag sein, dass der Wink mit dem Rechtsanwalt eine Rolle spielte. Das Ministerium teilte jedenfalls seinen Entschluss zum Zahlen mit und schloss mit einem denkwürdigen Satz: "Die Auszahlung wird erfolgen, sobald die entsprechenden Mittel bereit gestellt werden können. Bis dahin bitte ich Sie höflich um Geduld."

Man sieht sie richtig vor sich, die Ministerialräte, wie sie im Keller ratlos vor dem leeren Tresor stehen, wie sie ihre Hosentaschen umkrempeln und doch nur ein paar Cent finden, allenfalls noch den Euro für den Einkaufswagen bei Aldi. Woher also das Geld nehmen? Lotto spielen schickt sich nicht für Staatsdiener, und die bayerische Landesbank sollte man - bei allem Patriotismus - besser auch nicht anpumpen ... Eine wahrhaft verzweifelte Lage.

Stimmt gar nicht, sagen Sie und finden, dass hier ein Ministerium die Bürger nicht ernst nimmt? Das ist aber eine böswillige Unterstellung!