29 Juli, 2008

Religio ante portas

Ganztagshauptschulen erhalten vom bayerischen Kultusministerium mehr Lehrerstunden als Halbtagsschulen. Anfangs waren es 19 - genug für eine gute Ganztagsschule. Inzwischen sind es nur noch zwölf, denn gespart wird überall. Die fehlenden Stunden sollen sich die Schulen mit 6000 Euro im Jahr kaufen. Das gelingt oft mehr schlecht als recht.

Ab September gibt es eine neue Variante: Religionspädagogen dürfen zwei der zwölf Stunden halten. Religion unterrichten sie aber nicht. Sie geben Streitschlichterkurse oder machen was Künstlerisches. Warum man dafür nicht richtige Lehrer nimmt, von denen ja wegen der strengen Einstellungskriterien ohnehin noch eine ganze Reihe auf der Straße herumsteht?

Ganz kar: Mehr Religiöses in die Schule! Das ist die Antwort der CSU auf den jüngsten Kruzifixbeschluss der Grünen!

11 Juli, 2008

Die zehn Gebote

Dem Leser geht das Herz auf: "Klares Bekenntnis zu vielgliedrigem Schulwesen. Kultusminister Siegfried Schneider und Arbeitsgemeinschaft der Elternvereinigungen einig über Grundlinien der bayerischen Bildungspolitik"

Zehn Punkte nennt die heutige Pressemitteilung des bayerischen Kultusministeriums. Zehn Punkte, in denen die bayerischen Eltern ihrem Kultusminister auf dem Weg zur weltbesten Bildung bedingungslos folgen. Die bayerischen Eltern? Nicht ganz. Der Bayerische Elternverband ist nicht dabei. Er ist derzeit ein bildungspolitisches Schmuddelkind, mit dem niemand spielen mag. Warum? Weil seine Landesvorsitzende für den Landtag kandidiert. Die Bewerbung um ein politisches Mandat müsse in einem demokratischen Staat jedem Bürger erlaubt sein? Im Prinzip ja. Im Prinzip auch in Bayern.

Aber doch nicht für die SPD!

06 Juli, 2008

Hauptsache dagegen

Dass die Einheitsschule von Übel ist, weiß jeder, der in den vergangenen zwei, drei Jahren einen CSU-Menschen über Bildung hat reden hören. Wenn Schlaue und Dumme beim Lernen im selben Zimmer sitzen, schadet das den Schlauen. Das war jahrzehntelang unbestritten. Einheitsschulen, dieses sozialistische Zeug, sind Gift für die Begabten. Eine Doktrin wie in Stein gemeißelt, mit eine Aura von ewiger Wahrheit.

Was hat nur den bayerischen Kultusminister geritten, dass er diese Doktrin plötzlich umschmeißt? Über Schneiders Regierungserklärung vom 3. Juli 2008 schreibt die Süddeutsche Zeitung: "Forderungen nach Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen erteilte Schneider eine Absage. ... Eine Einheitsschule gehe zulasten der Schwächeren."

Der Schwächeren? Hallo? Die CSU hat wohl beim Blick auf die Landtagswahl ihr Herz für die Benachteiligten entdeckt.