23 September, 2008

Die Menge macht's

Neun Eltern- und Lehrerverbände, so vermeldet der Bayerkurier, stellen sich wie ein Mann hinter die Bildungspolitik der CSU.

Ob dem Bayernkurier wohl klar ist, was seine Aufrechnerei im Umkehrschluss bedeutet? Zehn Parteien stellen sich am kommenden Sonntag landesweit zur Wahl. Die CSU will als einzige Partei erklärtermaßen weiterhin zehnjährige Kinder auf unterschiedliche Schularten sortieren.

Eine gegen neun. Ist diese Partei da nicht hoffnungslos im Hintertreffen?


22 September, 2008

Wahlkampf in der Schule

Der Landeselternverband der bayerischen Realschulen macht Wahlkampf. Die Vorsitzende Ingrid Ritt hat die Elternbeiräte aller Realschulen in einem Brief gebeten, beim Kreuzchenmachen am kommenden Sonntag darauf zu achten, welche Partei sich für die richtige Schulstruktur einsetzt. Da nur noch eine einzige Partei in Bayern das rigorose Sortieren Zehnjähriger verficht, braucht man wohl nicht zu rätseln, wen sie dabei im Sinn hatte. Einen Namen nennt sie nicht, denn Elternverbände sind erklärtermaßen parteipolitisch unabhängig.

Darf Frau Ritt das denn überhaupt? Darf sie in Schulen Wahlwerbung betreiben? Sie darf. Und sie profitiert dabei von einer Initiative des von ihr so ungeliebten Bayerischen Elternverbands. Der hatte sich im Jahr 2004 für das Recht der Elternbeiräte eingesetzt, selbst zu entscheiden, was mit ihrer Post geschieht. Die damalige Kultusministerin Monika Hohlmeier wollte der SPD Briefe an Elternbeiräte verbieten. Sie musste einsehen, dass das Schulrecht ihr dazu keine Handhabe liefert.

Der Landeselternverband der Realschulen in Bayern hatte sich damals öffentlich vehement für das Verbot der SPD-Briefe in die Bresche geworfen. Ob Frau Ritt weiß, wem sie das Umdenken des Kultusministeriums zu verdanken hat?


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Nachtrag am 23.9.08: Inzwischen wurde bekannt, dass die Landeselternvereinigung der Gymnasien die Eltern sogar unverhohlen dazu aufgefordert hat, CSU zu wählen.

16 September, 2008

Höhere Mathematik

Die "überwiegende Mehrheit der bayerischen Eltern- und Lehrer" steht in der Bildungspolitik fest an der Seite der CSU. Das schreiben Lehrer und Eltern von Realschulen und Gymnasium in einer Pressemitteilung, und Zeitungen, die die bayerischen Verhältnisse nicht kennen, schreiben es ab (letzter Absatz im Beitrag der Welt vom 14.9.08).

Wie kommt diese überwiegende Mehrheit zustande? Wie alles in Bayern: durch Schulbladendenken. Für jede vermeintliche Begabungsrichtung gibt es eine eigene Schulart, und für jede noch so kleine Schulart mindestens einen Lehrer- und einen Elternverband, oft sogar mehrere. Tun sich also z.B. die Elternvertreter aus Realschulen, Wirtschaftsschulen, Gymnasien und Fachoberschulen zusammen, die die Eltern von etwa einem Drittel aller bayerischen Schüler vertreten (könnten, wenn die denn alle bei ihnen Mitglied wären), sind das vier Verbände. Der Bayerische Elternverband, der keinen Unterschied zwischen den Schularten macht und deshalb deutlich mehr Eltern vertreten kann, ist dagegen nur ein einziger Verband.

Also haben die konservativen CSU-Unterstützer "die überwiegende Mehrheit" - logisch, oder? Das ist höhere Mathematik in Bayern.