25 Februar, 2008

Der Schüler als Dampfkochtopf

Das Abitur nach zwölf Schuljahren erhitzt in Bayern nicht erst seit Beckmanns öffentlicher Beschwerde die Gemüter. Die Nürnberger Nachrichten schreiben vom „Sprengsatz G8“ und sehen bei der Landtagswahl im September die traditionell bequeme Mehrheit der CSU in Gefahr. Zwar sind nur knapp 300.000 Wähler direkt vom G8 betroffen, und davon würden geschätzte 45 Prozent die CSU ohnehin nicht wählen. Bleiben 165.000. Doch Beckstein übt sich in Wählerberuhigung. Er weiß, dass die Schüler gestresst sind, und will wenigstens die Gebirge Afrikas aus dem Lehrplan streichen.

Würde das genügen? Das Problem ist ja nicht die Stofffülle. Das Problem ist die Art, wie in bayerischen Schulen gelernt wird. Der Schüler als Dampfkochtopf: Wissen einfüllen, Deckel drauf, Druck erhöhen. Mit Bildung hat das wenig zu tun. Schüler machen mit, weil sie nicht sitzen bleiben oder gar vom Gymnasium fliegen wollen. Ohne die Hierarchie der Schulformen wäre der Druck raus. Ein solches Ventil aber will die CSU nicht einbauen. Schließlich glauben die Entscheider vom jetzigen System zu profitieren.

Ohne ein gutes Ventil könnte den Köchen die Suppe um die Ohren fliegen.

23 Februar, 2008

Starke Werte

Eine der schwierigsten Hinterlassenschaften Stoibers für seinen Nachfolger ist die Werteinitiative. Die hatte er aus dem Hut gezaubert, als sich bundesweit ein Zurück-zur-Disziplin abzeichnete. Das Kultusministerium musste sie in die Schule tragen und feierte sich kürzlich mit dem Kongress "Werte machen stark". Gemeint sind Respekt, Wertschätzung, Aufrichtigkeit ... Werte, die Herz und Charakter bilden (Art. 131 der bayerischen Verfassung).

Schön, dass der Neue hinter der Sache steht. "Der Bedeutung verlieh auch Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein durch seine Anwesenheit beim Kongress Ausdruck.", heißt es in der Pressemitteilung des Kultusministeriums. Respekt, Herr Beckstein, für so viel Wertschätzung der Ideen Ihres Vorgängers!

Beckstein war zwar gar nicht da, weil er sich mit den Hausärzten treffen musste. Aber so genau darf man das mit der Aufrichtigkeit und all den anderen Werten auch wieder nicht nehmen. Nicht in Bayern.

Quellen:
Werte machen stark - Werteinitiative des bayerischen Kultusministeriums
Pressemitteilung zum Kongress "Werte machen stark"

15 Februar, 2008

Zwischenzeugnis

Überall hört und liest man in diesen Tagen, Eltern sollten sich in Gelassenheit üben, wenn das Kind mit dem Zeugnis nach Hause kommt. Verständnisvoll und nachsichtig sollen sie sein. Ein Zeugnis sei schließlich nichts Schlimmes und selbst eine Sechs kein Weltuntergang. "Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es trotzdem lieben!"

Weichei-Gelaber.

Vorbildlich dagegen der pragmatische Ansatz einer schwäbischen Lehrerin. Sie empfahl ihren Viertklässlern, auf jeden Fall zwei Päckchen Taschentücher mitzubringen, denn "die Zeugnisse sind viel schlechter, als ihr denkt."

So stählt man den kindlichen Charakter!