31 Januar, 2009

Ludwig III von Bayern

Der bayerische Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle besucht eine Hauptschule in Nürnberg. Damit die Schüler einen guten Eindruck machen, üben die Lehrer schon Tage vorher mit ihnen, wie man sich einem Minister präsentiert: keine Löcher in den Jeans, sauberes Sweatshirt, Hals und Hände gewaschen. Und natürlich die Sprache: "Herr Kultusminister" üben sie, bis sie es im Schlaf können.

Ein bisschen aufgeregt sind die jungen Leute. Nicht alle Tage begegnen sie schließlich einem leibhaftigen Minister. Aber sie haben geübt, es kann nichts schief gehen. Als Spaenle in die Aula tritt, wollen sie zu einem freundlichen "Guten Tag, Herr Kultusminister!" ansetzen.

"Ich bin der Ludwig", sagt da der Gast.

23 Januar, 2009

Die Hohe Kunst des Mäkelns

Als Opposition hat man es wirklich nicht leicht. Was immer die Regierung tut - die Opposition muss ja schon allein aus Selbstachtung auch in der schmackhaftesten Suppe ein Haar finden. Nun kann man zwar geteilter Meinung darüber sein, ob das neue Zwischenzeugnis für bayerische Viertklässler besonders schmackhaft ist. Eine Katastrophe ist es aber bestimmt nicht.

Das sehen die Grünen in einer Pressemitteilung anders und nehmen den heute verteilten Lernstandsbericht zum Anlass zur Abrechnung mit dem System. Die Eltern sehen es gelassener. Sie erkennen schließlich auf einen Blick, wie ihr Kind derzeit leistungsmäßig steht und wo ein paar zusätzliche Lernrunden eingelegt werden müssen, wenn im Mai auf dem Übertrittszeugnis hübschere Noten stehen sollen.

Mehr wollen sie gar nicht wissen, denn fürs schulische Überleben zählen nur Noten. Wer jetzt im Schulsystem steckt, kann nicht warten, bis die Grünen in Bayern an der Regierung sind.

10 Januar, 2009

Schwarzer Umweltschutz

Ein Lehrer aus Erlangen motiviert Schüler, CO2 zu sparen. Dazu hat er eine Website entwickelt, die sich sehen lassen kann. Der bayerische Kultusminister Spaenle schmückt sich als Schirmherr freudig mit diesem Projekt. Es kostet ihn schließlich nichts und hebt die Reputation. Mit Appellen zum Stromsparen und zu verantwortungsvollem Heizen macht man sich keinen einzigen Feind.

Was aber, wenn Spaenle und seine CSU sich das Projekt näher ansehen? Die Luft wird ihnen wegbleiben vor Schreck! Auf der Website steht unmissverständlich, wie umweltschädlich Autofahren ist. Und das einer Partei, die EU-Beschlüsse für emissionsarme Autos ablehnt, um die bayerische Autoindustrie nicht zu vergrämen!

Aber: Wer die Luft anhält, atmet nicht aus und spart so kiloweise CO2. Pfiffig, diese Schwarzen - das ist ihr Beitrag zum Klimaschutz.

07 Januar, 2009

Bildung und Wahrheit

Die Kultusminister haben einen Test entwickeln lassen, bei dem im März alle Achtklässler zeigen, was sie in der Schule gelernt haben. Das Ziel: Bildungssysteme und Unterricht prüfen, Schwachstellen finden, künftig alles besser machen. Dazu werden Bildungspolitiker umdenken, Lehrer umlernen und Finanzpolitiker viele Euro lockermachen müssen.

Vielleicht aber auch nicht. Die Rettung naht in Gestalt der Schulbuchverlage. Sie werfen bereits die ersten Übungshefte auf den Markt, mit denen sich die Achtklässler fit machen (lassen) können. Damit sie bei den Tests ja gut abschneiden. Weil Eltern sich ja immer noch einreden lassen, dass sie für die Schulleistung ihrer Kinder verantwortlich sind. Brav bezahlen sie also die Übungshefte und lernen mit ihren Kindern.

Und wieder mal wird niemand merken, wie mittelmäßig hierzulande die Schulbildung ist. Am allerwenigsten diejenigen, die dafür bezahlt werden, dass sie für anständige Bildung sorgen.