29 April, 2007

Das Urheber-Gen

In einem mittelfränkischen Städtchen streiten sie, wer die Idee für den Neubau der Realschule hatte. Die SPD hatte sie, die CSU reklamiert sie für sich, und der Redakteur der Lokalzeitung mokiert sich über den schiefen Blick der Schwarzen.

Einem CSUler vorzuwerfen, er reiße sich anderer Leute Ideen unter den Nagel, ist allerdings unfair. Er kann gar nicht anders, und wir Elternvertreter wissen das. Machen wir einen Vorschlag, lehnt ihn das Kultusministerium mit ausführlicher - wenn auch inhaltsarmer - Begründung ab. Kurz danach lesen wir in der Zeitung, dass ein Landtagsabgeordneter der CSU eine tolle Idee hatte, die sofort verwirklicht wird. Sie kommt uns bekannt vor, diese Idee. Beim Thema Frühjahrsferien hatten wir Absage und Zeitungsbericht sogar am selben Tag auf dem Tish.

Das Ganze lässt sich wissenschaftlich erklären: CSUler haben ein Urheber-Gen, das aktiviert wird, sobald sich eine Idee als gut oder wenigstens publikumswirksam erweist. In wenigen Wochen wird die CSU die Ganztagsschule als ihre Erfindung preisen, während sich 20 Jahre lang jeder Schwarze zuverlässig bekreuzigte, nahmen wir Elternvertreter das Wort "Ganztagsschule" in seiner Gegenwart auch nur in den Mund. Und ähnlich ist das beim Neubau dieser Realschule: Der war schon immer eine CSU-Idee. Kein böser Wille, sondern simple genetische Disposition!

10 April, 2007

Tote Pferde füttern

Da sage einer, die Bayern hätten kein Herz für Tiere! "Reitest du ein totes Pferd, so steige ab." Alte Indianerweisheit. Und dann? Was macht der Reiter nach dem Absteigen? Die Bayern jedenfalls gucken sich den Gaul von allen Seiten an - und füttern ihn. Und hoffen, dass er noch eineinhalb Jahre durchhält.

Der Gaul, der da mühsam wiederbelebt werden soll, heißt Hauptschule. Bei einer Tagung Anfang Mai in Ingolstadt werden Rezepte für Kraftfutter ausgetüftelt und Vitaminspritzen zubereitet. Wenn das Tier dann einigermaßen senkrecht steht, wird es der staunenden Öffentlichkeit bei Regionaltagungen vorgeführt.

Was die vielen Kraftfutterköche wohl für einen Brei anrühren? Vielleicht hätten sie doch die eine oder andere Mutter nach ein paar überzeugenden Zutaten fragen sollen. Schließlich sind es die Mütter, die ihre Kinder auf den halbtoten Gaul setzen sollen. Einen Workshop zur Elternmotivation sucht man aber in Ingolstadt vergebens. Wo war denn da der Marketingberater des Kultusministeriums?

Nachtrag am 18.April: Sachkundiges zum Umgang mit toten Pferden