31 August, 2005

Zählen genügt nicht

Eine neue Studie beweist wieder einmal, was solche Bildungs-
studien in Deutschland schon immer bewiesen haben: Für die Leistung der Schüler ist es völlig egal, wie groß die Klasse ist. In Baden-Württemberg hat man zwar kürzlich entdeckt, dass Schüler in großen Klassen sogar einen Tick besser sind, aber die Autoren kriegten dann doch noch die interpretatorische Kurve. Sonst hätten sie Frau Schavan womöglich größere Klassen empfehlen müssen. Die jüngste Studie aus den USA, die Schülern aus kleinen Klassen eine erfolgreichere Karriere attestiert, lässt sich nicht vergleichen, denn Klassen von 13 bis 17 Schülern wurden bei uns nie untersucht. (Nachtrag am 2.10.05: Eine neue Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung beweist, dass deutsche 13- und 14-Jährige auch dann in Mathe nicht besser sind, wenn sie in sehr kleinen Klassen sitzen.)

Grit Arnhold von der Uni Essen, deren Studie die ZEIT präsentiert, hat festgestellt: In kleinen Klassen wird nicht anders unterrichtet als in großen. Die Lehrer nutzen die Chance nicht, die eine kleine Klasse bietet. Trotzdem plädieren sie immer wieder für kleinere Klassen. Warum? Dass Lehrer in kleinen Klassen zufriede-
ner sind, leuchtet ein, schon weil sie viel weniger zu korrigieren haben. Dass sie sich um problematische Kinder nicht richtig kümmern können, wenn sie zu viele Schüler haben, leuchtet ebenfalls ein. In den bisherigen Untersuchungen hat das keine Rolle gespielt, weil es mit der individuellen Förderung offenbar ohnehin nicht allzu weit her ist. Wer nur die Schüler und die Mathe-Einser zählt, erfasst möglicherweise doch nicht alles, was für den Unterricht wichtig wäre.

Für die Verfechter kleiner Klassen gilt dasselbe: Zählen allein genügt nicht. Sie betonen stets, in einer 30er-Klasse habe der Lehrer für jeden Schüler nur eineinhalb Minuten Zeit. Ja und? Bei 20 Schülern wären es 2,25 Minuten - sollten diese zusätzlichen 45 Sekunden wirklich den Ausschlag geben? Vielleicht taugt ja "Zeit pro Schüler" einfach nicht als Kriterium für guten oder schlechten Unterricht. Was allerdings unwiderlegbar für kleinere Klassen spricht: In die bayerischen 25er-Klassenräume passen 30 langbeinige 15-Jährige einfach nicht hinein, ohne ihre Gliedmaßen zu verknoten. Das erkennt man ohne Studie.

27 August, 2005

Leise, sie könnten dich hören

Wenn jemand in einem reinen Wohngebiet ein Büro, ein Geschäft oder einen Kindergarten aufmachen will, muss er Sondernutzung beantragen und nachweisen, dass sein Vorhaben nicht gegen die Regeln für Wohngebiete verstößt. Dagegen ist nichts zu sagen. In dem Hamburger Fall, der jetzt mit so viel Rauschen durch den Blätterwald geht und für die wahlkämpfenden Politiker ein gefundenes Fressen ist, bestand der Kindergarten schon und die Nachbarn hatten ihn bei der Gründung vor einigen Jahren auch akzeptiert. Aus wenigen Kindern und wenigen Stunden wurden viele Kinder und viele Stunden, das störte die Nachbarn. Sie klagten, nachdem Gespräche zu nichts geführt hatten.

Mag sein, dass die Richterin nach dem Buchstaben des Gesetzes den Klägern Recht geben musste, mag auch sein, dass sie Spielraum gehabt hätte für eine andere Entscheidung. Immerhin gelang es den Trägern des Kindergartens nicht, nachzuweisen, dass der Lärm unter der für Wohngebiete geforderten Grenze liegt - weil die benachbarte vierspurige Straße so laut ist, dass sich der Kinderlärm einfach nicht messen ließ. Eine aberwitzige Situation, die wohl einen kreativen Juristen gebraucht hätte.

Bemerkenswert ist an dem Fall zweierlei: dass Verkehrslärm in Deutschland hingenommen werden muss wie ein Naturgesetz, denn man kann zwar über, aber nicht gegen eine laute Straße klagen; und dass der Aufschrei für Kinder mittlerweile zur political correctness gehört und jeder wohl gelitten ist, der "das heilige Wort Kind", wie es ein Schulleiter einst nannte, im Munde führt. Dass er ungestraft über die Kläger herfallen darf, ohne Einzelheiten zu kennen, versteht sich von selbst.

Ist das nun unser Weg zur kinderfreundlichen Gesellschaft?

26 August, 2005

IZBB = Im Zweifelsfall bitte beschweren

Die Ganztagsmillionen - ein endloses Thema. Nun beschweren sich die Lokalpolitiker heftig, dass Bayern nicht mehr Geld für die Um- und Ausbaupläne der Gymnasien herausrückt. Es beschweren sich selbstverständlich auch die, die vor Wochen noch moniert hatten, dass zu viel in Gymnasien und zu wenig in Ganztagshauptschulen gesteckt würde. Wie hätten Sie's denn nun gern?

Das Kultusministerium erklärte schon Ende 2004, das Geld werde nicht für alle Wünsche reichen und folglich könne man nur Kü-
chen, Speisesäle und Aufenthaltsräume bezuschussen. Die Pläne wurden trotzdem nicht abgespeckt, wie die Nordbayerischen Nachrichten heute schreiben. Man hat es halt probiert. Ganz von der Hand zu weisen ist es ja auch nicht, dass der eine oder andere Klassenraum durch das G8 bedingt ist, denn ein im G8-Lehrplan gefordertes neues Fach wie Natur und Technik verlangt zusätzliche Räume, weil die Schüler in halber Klassenstärke arbeiten. Allerdings frage ich mich, was das mit Ganztagsschule zu tun hat. Genau dafür war das IZBB-Geld aber ursprünglich gedacht, auch wenn Bayern durchgesetzt hat, dass das Geld auch für Ganztagsbetreuungen und Horte verwendet werden darf.

Tja, und das war's dann wohl mit der Ganztagsschule in Bayern, denn es ist kaum anzunehmen, dass eine Bundesbildungsminis-
terin Schavan auf die Idee kommen wird, den Ländern für so etwas Geld aufzudrängen.

24 August, 2005

IZBB = Irgendwie zahlt Bayern besser

Ich hatte mich geirrt. Das Kultusministerium verteilt die IZBB-Mittel gerecht und mit viel Bedacht. Doch doch, in der letzten Pressemitteilung steht's. Sogar zweimal.

21 August, 2005

IZBB = In Zeiten bayerischer Beschränkung

Da wirft das Bundesbildungsministerium mit dem Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuuung ( IZBB) vier Milliarden unters Volk, damit die Länder Ganztagsschulen bauen. Nach anfänglichem Widerstreben ist auch Bayern bereit, seine 600 Millionen anzunehmen. Allerdings erst, als es damit auch Ganztagsbetreuung finanzieren darf, das haben die trickreichen Bayern durchgesetzt. Eine Ganztagsbetreuung kann eine hervorragende Sache sein, aber von einer Ganztagsschule ist sie so weit entfernt wie ein Förster von einem gelernten Biologielehrer.

Und nun reicht das Geld plötzlich vorne und hinten nicht, denn es kam das G8 und alle, alle brauchen Räume. Räume fürs Mittagessen, Aufenthaltsräume, Bibliotheken und Kantinen. Von den 90 Prozent der Kosten, die der Bund zugesagt hat, ist plötzlich keine Rede mehr, die Bauherren können froh sein, wenn sie 40 Prozent bekommen. Das Kultusministerium, das die IZBB-Mittel weiterreicht, legt strengere Maßstäbe an und verteilt das Geld so, dass jeder ein bisschen was bekommt. Nun sollen die Gemeinden weit mehr tragen als die zehn Prozent, die sie nach IZBB-Plänen hätten tragen müssen. Viele können das nicht, und es ist offen, was mit ihren Bauplänen geschieht.

Welche Verrenkungen das Kultusministerium macht, um finanziell möglichst wenig geschoren aus der Sache herauszukommen, ist spannend zu beobachten. Einerseits läuft es Gefahr, die zehnprozentige Eigenbeteiligung der Kommunen übernehmen zu müssen, dort wo es um den Ausbau von Gymnasien geht. Schließlich hat der Staat das G8 angeordnet, und wer anschafft, zahlt. So versucht es den Kommunen nachzuweisen, dass sie Sanierungsmaßnahmen jahrelang verschleppt haben (was sicher zum Teil stimmt) und nun unter dem Deckmäntelchen G8 finanziell beim Staat unterbringen möchten.

Andererseits käme es den Staat teuer, wenn er die IZBB-Mittel dorthin fließen ließe, wo sie noch besser aufgehoben wären: zu Ganztagsgrund- und Hauptschulen. Da hätten die Gemeinden zwar die zehn Prozent Eigenbeteiligung am Hals, der Staat aber das zusätzliche Personal für die Ganztagsschule. Das braucht er fürs G8 nicht, denn die Zahl der Lehrer bleibt gleich, egal, ob die Kinder mittags im Speisesaal am Tisch essen oder auf der Schultreppe aus der Tupperdose.

20 August, 2005

Vom Wert der Werte

Lehrer müssen sich beim Unterrichten endlich wieder (!) an Werten orientieren. Das sagt Rüttgers und angeblich auch der Papst. Weil sich auf den Beitrag schlecht verlinken lässt, hier ein Zitat aus der Homepage von Radio Vatikan: "Papst Benedikt XVI. hat ... nach Auskunft von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ... großes Interesse daran gezeigt, dass das deutsche Bildungssystem fortentwickelt werde. Es sei wieder eine wertebezogene Bildung und Ausbildung von Nöten."

Das liest sich, als brächten Lehrer ihren Schülern seit Jahren zwar Lesen, Schreiben und Rechnen bei, aber nicht, dass man seinen Nächsten nicht aufs und auch nicht übers Ohr haut. Ein Blick in die Schulgesetze zeigt: Wenn auch nicht alle Länder so offensiv Herz und Charakter der ihnen anvertrauten Jugend bilden wie das die Bayern tun, und wenn es auch, horribile dictu, Bundesländer gibt, die ethische Grundsätze außerhalb des christlichen Religions-
unterrichts für möglich halten, so leben im restlichen Deutschland doch nicht nur wertfreie Barbaren.

Seit Jahren werden Schulverfassungen formuliert und Streitschlichter ausgebildet, ältere Schüler unterstützen jüngere als Tutoren, Jugendliche arbeiten ehrenamtlich im Sportverein, in der Jungschar und bei Greenpeace. Sie setzen sich ein, weil sie etwas für andere tun wollen und für eine bessere Welt. Wenn das keine Werte sind, was dann?

Was also soll das bedeuten: wertebezogene Bildung? Es geht wohl weniger um Werte als um Verhaltensnormen, um die berühmten Sekundärtugenden, die mittlerweile auch wieder mit Kopfnoten vermessen werden. Und manche, die den Werteverfall beklagen, meinen einfach bloß Benimmregeln. Die sind jedoch kein Wert an sich. Auch jemand, der Fisch mit dem Messer isst, kann ein wertvoller Mensch sein.

18 August, 2005

Raus hier, aber schnell

Jeder Mensch darf sich wehren, wenn ihm etwas von oben verordnet wird. Das galt bisher auch für bayerische Eltern, deren Kind die Schule entlassen wollte. Widersprachen die Eltern der "Erziehungsmaßnahme" Entlassung, konnte das Kind weiter an der Schule bleiben, bis die Angelegenheit rechtlich geprüft war. Wollte der Schulleiter den Schüler schon früher draußen haben, musste er das eigens begründen.

Seit kurzem hat er es leichter: Der Schüler stellt etwas an, die Lehrerkonferenz beschließt, ihn zu entlassen, der Schüler muss gehen. Und zwar auf der Stelle. Die aufschiebende Wirkung des elterlichen Widerspruchs wurde aus Artikel 86 des BayEUG gestrichen (siehe Satz 10).

Und wenn der Schüler irrtümlich entlassen wurde? Wer wird denn so kleinlich sein! In Bayern war schon immer alles ein bisschen anders. Und mal ehrlich: Es ist zu seinem Besten. Würde denn ein Schüler, den die Lehrer versehentlich rausgeworfen haben, jemals wieder einen Fuß in die Tür kriegen?

Vergesst Englisch

Ist doch prima: Wer im kommenden Schuljahr aus der fünften Klasse Hauptschule in die fünfte Klasse Gymnasium oder Realschule wechseln will, braucht sich nur noch in Deutsch und Mathe anzustrengen - die Englischnote zählt nicht mehr für den Übertritt. Da werden sie dem Gymnasium natürlich die Bude einrennen!

Warum aber hat das Kultusministerium bisher noch keine Pressemitteilung verschickt, in der diese neue Karrierechance für Hauptschüler gepriesen wird? Nur wer weiß, dass und wo er suchen muss - bei den Übertrittsregelungen nämlich -, erfährt überhaupt von der Änderung. Merkwürdig: So zurückhaltend sind sie doch sonst nicht?

Ob es vielleicht gar nicht darum geht, den Hauptschülern etwas Gutes zu tun, sondern den Hauptschulen? Man munkelt, ihnen sollten auf diese Art die leistungsstarken Schüler erhalten bleiben, die bisher mit einer guten Englischnote den Absprung geschafft haben. Man brauche sie schließlich für den M-Zug.  So etwas darf natürlich nicht einmal ein hauptschulfreundlicher Kultusminister laut sagen. Es könnten ihn ja Leute verdächtigen, er wolle die Gymnasien vor den Hauptschülern schützen.

Ein Platz für Lehrer

Nun fehlen sie bald an allen Ecken und Enden, vor allem in Deutsch und Latein, aber auch in Mathe, Sport und Wirtschaft. Das hat Vorteile, denn selbst eine 3,5 im Examen reicht mittlerweile, wie die Süddeutsche schreibt, für eine Planstelle in bayerischen Mangelfächern. Zwar nicht zur ungetrübten Freude des Philologenverbandschefs Max Schmidt, der beklagt, dass nun selbst richtig schlechte Bewerber auf Planstellen landen. Dass sie zwangsläufig auch vor Schülern stehen, scheint ihn weniger zu beunruhigen. Nun, uns beunruhigt das auch nicht, denn wie gut ein Lehrer ist, lässt sich ohnehin nicht an der Examensnote ablesen.

Grund zur Freude also für fast alle, die mit Schule zu tun haben. Die jungen Lehrer bekommen endlich einen Job. Dennoch wird vor allem an Hauptschulen und Gymnasien mehr Unterricht ausfallen, was wiederum die Schüler freut. Und auch der Kultusminister kann sich freuen, darf er nun doch endlich darauf verweisen, dass der Unterrichtsausfall an ihm nicht liegt. Er würde ja wollen, wenn er nur könnte. Aber wenn es doch nicht genug Lehrer gibt ...

17 August, 2005

1300 Meter Hürden

Der bayerische Kultusminister freut sich in einer Pressemitteilung, dass seine Schäfchen auch über die FOS 13 zum Abitur finden, noch dazu mit beachtlichem Erfolg. Wir freuen uns mit ihm. Wir fragen uns allerdings, ob die Schäfchen es nicht einfacher hätten haben können.

Stellen Sie sich das bitte vor wie einen Hürdenlauf. 1300 Meter sind zu laufen, 100 Läufer am Start. Fünf gehen unterwegs verloren (die Förderschüler), die anderen nehmen nach 400 Metern die erste Hürde oder vielmehr eine der ersten drei.
35 schaffen den höchsten Sprung und biegen in die Laufbahn zum Gymnasium ein, 37 hüpfen über die Hürde zur Realschulbahn, die anderen 23 laufen Richtung Hauptschule; von denen biegen fünf nach 600 Metern noch rasch zur Wirtschaftsschule ab.

Werfen wir nun an der 800-Meter-Marke einen Blick aufs Läuferfeld. Inzwischen sind viele Läufer zu anderen Abschlusshürden unterwegs: drei zur Wirtschaftsschule und 38 zur Hauptschule, aber nur noch 28 zum Gymnasium und 26 zur Realschule. Ein paar von denen, die bis zur 1000-Meter-Marke durchgehalten haben, wenn auch längst nicht mehr auf der 1300-Meter-Bahn, haben plötzlich eine neue Laufbahn vor sich: die zur FOS, der Fachoberschule, mit einer Hürde nach 1200 Metern und einer ganz neuen nach 1300. Hier treffen sie dann die Abiturienten vom Gymnasium, und in ein paar Jahren auch auf die, die nur 1200 Meter zu rennen brauchten.

Stimmt, ein echter Wettbewerb ist es nicht, wenn alle auf unterschiedlichen Bahnen rennen und verschieden lange Wege haben. Aber irgend jemand profitiert immer, und die Hürdenbauer freut's.

Ausfallstunden

Wie schwierig es ist, knappe räumliche Ressourcen mit einem Überangebot an Nutzern zu kombinieren, kennt man vom morgendlichen Kampf ums Badezimmer. Meine Bewunderung gilt daher den Stundenplanmachern, die Klassenzimmer aus dem Nichts zaubern, der teilzeitbeschäftigten Kollegin den freien Mittwoch garantieren und sogar eine Nische für die Religionsstunde des evangelischen Pfarrers finden.

Meine größte Bewunderung aber gilt allen, die Vertretungspläne schmieden. Wenn Lehrer fehlen, legen sie fest, wer sie vertritt. Oder eben gerade nicht vertritt. Geniale Vertretungsplaner schaffen es nämlich, die nicht abgedeckten Stunden an die Ränder des Vormittags zu bugsieren und dort ersatzlos zu streichen. Da freuen sich alle, außer vielleicht den Eltern. Lehrer und Schüler freuen sich auch, wenn nach der dritten oder vierten Stunde Schluss ist wegen Schuleinschreibung, Lehrerkonferenz, einer schulinternen Feier oder des Kollegenausflugs.

Wie ich auf dieses Thema komme? Durch einen Beitrag auf der Homepage des deutschen Philologenverbands. Dort geht es um Eltern, die ihre Kinder schon ein paar Tage vor den Ferien beurlauben lassen wollen. Das sei nun aber ganz und gar nicht akzeptabel, meint der Autor. Man könne doch nicht einfach Unterricht ausfallen lassen wollen, nur weil der Flug in den Urlaub dann billiger käme. Eltern müssten Schule und Unterricht ernst nehmen, sonst lernten die Kinder das ja nie.

Eben - von wem denn auch.

16 August, 2005

Mehr Geld, mehr Kind

Deutsche bekommen zu wenige Kinder, sagen die, die es wissen müssen. Wer in Deutschland mehr als zwei Kinder hat, tut sich zwar immer noch schwer, einen Vermieter zu finden. Und wenn diese Kinder nicht ständig auf Zehenspitzen gehen und flüstern, lernt man Nachbarn kennen, wie man sie lieber nicht kennen lernen würde. Sind die Kinder eines Tages nicht mehr niedlich, sondern Jugendliche, stören sie. Überall und jeden.

Unter solchen Bedingungen Kinder in die Welt zu setzen will überlegt sein. Nun ist erneut, wie schon vor ziemlich genau einem Jahr, das Elterngeld im Gespräch. Es bedeutet: Wer seinen Job unterbricht, erhält fürs Babyhüten ein Jahr lang 67 Prozent des Nettoeinkommens - vom Staat. So sollen Akademikerinnen verlockt werden, Kinder zu bekommen.

Die BEV-Mitglieder haben bei einer Umfrage im Sommer 2004 diese Idee so deutlich abgelehnt, dass als BEV-Meinung, salopp gesagt, gilt: "Quatsch. Frauen bekommen ihre Kinder nicht wegen einer Kopfprämie". Zuverlässige Kinderbetreuung könne den Entschluss zum Kind allerdings erleichtern, und Betreuungskosten sollten komplett von der Steuer abgesetzt werden dürfen.

Im Nachhinein frage ich mich, ob ein Elternverband die richtige Adresse für die Frage nach Elterngeld ist. Schließlich haben alle Befragten Kinder, trotz der gesellschaftlichen Voraussetzungen. Ob kinderlose Akademikerinnen wegen des Elterngelds Mütter werden wollen, darüber können Eltern bestenfalls spekulieren.

15 August, 2005

Voll korrekt

Selbst die Medien tun sich schwer, die Feinheiten des Bildungs-
föderalismus zu durchschauen, und manche glauben gar, bayerische Schüler müssten wieder nach der alten Recht-
schreibung schreiben. Das müssen sie natürlich nicht. Aber Wörter, die nach den alten Regeln richtig gewesen wären, werden nach wie vor nicht als Fehler gezählt. In 14 anderen Bundes-
ländern - außer Bayern hat sich noch NRW dem Konsens der Kultusminister verweigert - sind solche Wörter seit dem 1. August echte Fehler. Das sollten Sie beim Umzug bedenken. ;-)