27 Juli, 2007

Voller Erfolg

Gestern hat Kultusminister Schneider die Aktionswoche "Schulsport tut Bayern gut" eröffnet. Denjenigen, die sich verwundert die Augen reiben, weil doch heute der letzte Schultag ist, sei versichert: eine kluge Entscheidung! Schon im Oktober 2003 veranstaltete das Ministerium eine solche Aktionswoche. Damals hatten gefühlte 90 Prozent der Schulen keine Lust, mitzumachen. Dieses Gefühl wird durch die Tatsache gestützt, dass es danach keine Pressejubelmeldung gab.

Geniale Lösung: Verlegen in die Ferien. Schüler und Lehrer sind weg, und wer nicht da ist, kann nicht nicht mitmachen. Die Verweigerungsrate beträgt demnach berechenbare 0 Prozent. Im Umkehrschluss hat die Sportwoche eine Zustimmung von 100 Prozent. Wenn das kein Erfolg ist!

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Quelle: Pressemitteilungen des bayerischen Kultusministeriums
- PM zur Aktionswoche 2007
- PM zur Aktionswoche 2003

Nachtrag am 12. August:
Es wäre zu schön gewesen! Doch die Schulsportwoche, die es im Übrigen auch im Jahr 2005 gab, dauerte dieses Jahr vom 23. bis zum 27. Juli. (Danke an WW für diesen Hinweis.) Man sollte sein Weltbild eben doch nicht nur aus den Pressemitteilungen des Kultusministeriums stricken.

13 Juli, 2007

Alles halb so heiß

Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Killerspiele in Bayern als Bedrohung der Jugend des Landes? Das war gestern. War auch so eine der Ideen, mit denen der scheidende Ministerpräsident und sein Noch-Innenminister die harten Hunde spielten. Zustimmung kam von allen Seiten. Dass das Verbot eine pädagogische Schnapsidee ist, sagte nur der Bayerische Elternverband.

Heute ist Abwiegeln angesagt. Die paar Killerspiele seien doch kaum der Rede wert. Wie gut, dass der bayerische Wirtschaftsminister erkannt hat, wo die wahren Werte liegen: beim Umsatz, nicht bei der Pädagogik.

08 Juli, 2007

Morgendämmerung

Für die Überschrift, mit der die Redaktion seinen Artikel schmückt, kann ein Autor nichts. Alex Rühles Artikel liest sich denn auch weniger einseitig als der Titel "Feindbild Lehrer" vermuten lässt. Und wie alle Rühle-Texte liest er sich so gut, dass man vergnügt die eigenen Vorurteile bestätigt sieht, senkt doch angenehm zu Lesendes die Schwelle der Skepsis.

Eltern sind also fürchterlich, und Lehrer auch. Sie können nicht nur nicht miteinander, sie wollen auch nicht. Nur 17 Prozent der Lehrer und gar nur zehn Prozent der Eltern gehören zu den Aufgeschlossenen, die den Kontakt zur anderen Seite von sich aus suchen, zitiert Rühle aus einer Studie von 2004. Lieber Alex Rühle, die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer! Richtig kontaktfreudige Lehrer fand Prof. Dr. Sacher bei seiner Studie überhaupt nicht. Der Not gehorchend bezeichnete er diejenigen Lehrer als aufgeschlossen, die wenigstens gelegentlich den Kontakt zu Eltern suchen. Ihnen entsprechen ca. 74 Prozent der Eltern mit einem ähnlichen Kontaktmuster, von Sacher "Sparsame" genannt, weil bei den Eltern der Titel "Aufgeschlossene" bereits für die zehn Prozent wirklich Kontaktfreudigen vergeben war.

Doch es wird hell am Horizont. Dass Max Schmidt, der Chef des Bayerischen Philologenverbands, von Rühle mit dem Satz "Eltern sind der ungehobene Schatz in unserem Bildungswesen" zitiert wird, stimmt die Leserin froh, stammt der Gedanke vom ungehobenen Schatz doch aus einem Beitrag der damaligen Vorsitzenden des Bayerischen Elternverbands für die Zeitschrift Schulleitung spezial. Wer weiß, mit welcher Skepsis die Philologen gemeinhin gerade den BEV betrachten, erkennt in dieser freundlichen Übernahme die Morgendämmerung einer wunderbaren Freundschaft zwischen Lehrern und Eltern.

03 Juli, 2007

Zulassungsbeschränkung

In Bayern müssen Eltern bei der Anmeldung für den Kindergarten oder die Schule künftig nachweisen, dass ihr Kind alle Vorsorgeuntersuchungen absolviert hat. So will man Vernachlässigung früher erkennen. Was die Kita-Anmeldung betrifft, scheint der Erfolg zweifelhaft. Eltern, die mit Vorwürfen rechnen müssen, melden ihr Kind vermutlich gar nicht erst an. Bei der Einschulung ist es andererseits für manche Förderung längst zu spät.

Als Training ist diese Maßnahme jedoch nicht schlecht. Irgendwas muss man hierzulande am Rande der Bildung ja immer nachweisen: den richtigen Notendurchschnitt fürs Gymnasium und gegen das Sitzenbleiben; die nötige Armut, um vom Büchergeld befreit zu werden; die rechte Kleidung, um als Lehrerin arbeiten zu dürfen ...

Es wird nicht mehr lange dauern, bis Eltern ihre grundsätzliche Eignung fürs bayerische Bildungssystem nachweisen müssen, bevor sie zur Schulanmeldung antreten: durch mindestens drei Besuche im Bildungsausschuss des Landtags. Wer das durchsteht, bringt seine Kinder auch durch die Schule - mit links!