Bayern möchte beweisen, dass die Mittelschule, also die ehemalige Hauptschule, ein Erfolg ist. Nur dann wäre es schließlich gerechtfertigt, so verbissen an dieser Schulart festzuhalten. Pech für das Kultusministerium, dass es immer weniger Kinder gibt und dass Eltern Gymnasium und Realschule vorziehen.
Doch das bayerische Kultusministerium wäre nicht das bayerische Kultusministerium, wenn es nicht geniale Marketingexperten hätte. Die verkündeten Ende Juli eine frohe Botschaft: 14.000 Schüler mehr als erwartet werden im September die Mittelschule besuchen!
Mit dem Sturm, der sich daraufhin erhob, hatten sie nicht gerechnet. Der
Bayerische Elternverband forderte zusätzliche Lehrer für die 14.000, der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband
verlangte 600 neue Lehrer und Brandbriefe kamen vom Schulleiterverband und vom Schulräteverband. Eine
Grundschulrektorin kündigte, weil sie unter solchen Bedingungen nicht arbeiten könne.
Das Ministerium verstand die Aufregung zunächst nicht. Die Unterrichtsversorgung war doch gesichert. Was wollten die denn alle? Viel mehr Lehrer wollten sie, denn sie ahnten nicht, dass die 14.000 womöglich bloß ein Marketingtrick waren. Im Bildungsbericht vom Dezember 2011 lag die Mittelschülerprognose für September 2012 jedenfalls überraschend viel niedriger als noch im Jahr 2010 und in den Jahren zuvor. Deshalb konnte das Ministerium im Juli über einen Zuwachs von 14.000 Mittelschülern berichten. Und es war mächtig stolz darauf.
In den Haushalt war die niedrige Prognose nicht eingegangen. Der
war längst fertig und ging von der Prognose aus dem Jahr 2010 aus. Es fehlten also keineswegs Lehrer für 14.000 zusätzliche Schüler, sondern nur für 4.300, die inzwischen offiziell als Zuwachs gelten. Das Ministerium hätte gut daran getan, die
Pressemitteilung vom 26. Juli nicht zu veröffentlichen, denn nun brodelte es im Bildungsland Bayern. Der Kultusminister war gezwungen, die Notbremse zu ziehen. In aller Eile versprach er doch noch e
in paar Lehrer. Im Vorwahlkampf - nächstes Jahr ist Landtagswahl - durfte man sich da keine Blöße geben.
Ob die Marketingabteilung des Ministeriums die zusätzlichen Lehrer nun selber suchen muss? Es wäre ihr zu gönnen.